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Aktion gegen Beschneidung

Kommentar:
Bei der Kritik an Genitalverstümmelung werden nahezu ausschließlich Mädchen und Frauen in Betracht gezogen. Das ist einerseits verständlich, da bei der männlichen Genitalverstümmelung meist lediglich die Vorhaut beschnitten wird (dies ist zwar, wenn keine medizinische Indikation vorliegt, ebenfalls eine inakzeptable Körperverletzung, aber mit dem hochinvasiven Eingriff etwa einer Klitorektomie nicht entfernt vergleichbar). Jedoch darf nicht außer acht gelassen werde, daß es bei Jungen eine noch größere Verstümmelung gibt, das Abtrennen der gesamten äußern Geschlechtsmerkmale (Penis und Hoden), das aus religiösen Gründen in Indien praktiziert wird. Diese sogenannten "Hidschras" leben von Prostitution oder dem Verkauf von Segen oder aber indem sie den Sari heben, um ihre Verstümmelung zu zeigen und so den Menschen Angst einzujagen, die ihnen Geld geben, um nicht verflucht zu werden.

Gruppe (I)ntact stellt bundesweite Plakat- Kampagne gegen Genitalverstümmelung vor

Frankfurt (taz) – Nähnadel, Küchenmesser, Schere, Rasierklinge – eigentlich alltägliche Gegenstände. Seit gestern sind sie bundesweit und flächendeckend auf Plakatwänden zu sehen. Zusammen mit dem Text sollen sie "ein schreckliches Kino im Kopf" der Betrachter auslösen, hofft Kreativdirektor Christoph Herold von der Werbeagentur Young & Rubicam. "Wer jetzt ans Sockenstopfen denkt, hat noch nie die zitternden Hände eines Babys gehalten, dem die verstümmelte Scheide zugenäht wird", steht über Nadel und Faden. Initiatorin ist die Gruppe (I)ntact, die sich weltweit gegen Genitalverstümmelungen von Frauen und Mädchen engagiert.

Die Vorsitzende Christa Müller stellte die gesponserte Kampagne gestern im Römer vor. Auch in Deutschland gebe es Hinweise auf die brutale Operation, bei der Klitoris, kleine und große Schamlippen amputiert und/oder zugenäht werden. In einem Fall sei das LKA eingeschaltet worden. Dies sei aber nicht die eigentliche Aufgabe von (I)ntact, so Müller. Es gehe vielmehr um Aufklärung und politischen Druck in den vorwiegend afrikanischen Ländern, in denen Genitalverstümmelung zur "jahrtausendealten Tradition" gehöre. Das Unwissen über die Folgen sei auch bei denen erschreckend, die die Beschneidung als Heilerinnen praktizierten. Sie brauchten zudem eine berufliche Alternative für diese gute Einnahmequelle.

Begleitet wurde der Auftakt von Top-Model Waris Dirie, die in Somalia als Fünfjährige selbst beschnitten wurde. Ihr Buch "Wüstenblume" ist derzeit weltweit ein Bestseller.

Heide Platen


(I)ntact, Johannisstraße 4, 66111 Saarbrücken, Tel. (0681) 32400

Quelle: taz, 17.3.1999
21. Oktober 2001