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Eine Krankheit namens Mann

Kommentar:
In dem Artikel "Eine Krankheit namens Mann" fabulierte der Spiegel in der Ausgabe mit dem Titel "Das Y-Chromosom oder Warum gibt es eigentlich Männer?": "Als Fötus sind sie empfindlicher, in der Schule scheitern sie häufiger, sie neigen zu Gewalt und Kriminalität, und sie sterben früher: Sind Männer die Mangelwesen der Natur? Nun offenbaren auch noch die Biologen: Das Y-Chromosom ist ein Krüppel, der Mann dem Untergang geweiht." (Nr. 38, 2003). Hier einige Leserbriefreaktionen dazu.

Haarsträubende Theorien

Leserbriefe

Wenn ich mir den Zickenhaufenin 125 000 Jahren vorstelle, frageich mich doch, ob auszusterben danicht die größere Gnade ist.
Egbert Dreben, Heidelberg

"Der Mann" als solcher ist also eurer Meinung nach zum "Aussterben" verurteilt? Wegen seines "verrottenden Y-Chromosoms"? So, so! Wisst ihr was? Gegen eine solche biologistische Mental-Diarrhö, gegen diesen sexistischen Schwachsinn, argumentiert ein gebildeter Mensch nicht mehr! Ihr seid intellektuell nämlich nicht mehr satisfaktionsfähig und habt euch für mich aus jeder ernsthaften Debatte verabschiedet.
Thomas Schütz, Berlin

Der amüsante Artikel stellt mit typisch weiblicher Logik und Überheblichkeit die Tatsachen einfach auf den Kopf. Seit Jahrzehnten weiß man, dass der Besitz von zwei Y-Chromosomen den Träger dumm macht. Mit zwei X-Chromosomen verhält es sich ebenso. Das weiß man schon länger, denn alle Genies der Menschheitsgeschichte hatten ein Y- und ein X-Chromosom. Oder ist etwa Sokrates deswegen so berühmt, weil er mit Xanthippe verheiratet war? Das Y-Chromosom benutzt die Eizelle zu seiner Reproduktion. Die Chance der Frauen besteht darin, dass das vom Vater stammende X-Chromosom vom väterlichen Y durch Rekombination etwas auf-gepeppt werden kann. Viel hilft das nicht.
Prof. Werner Slenczka, Marburg

Auf den Gedanken, dass die Natur sich etwas dabei "denkt", wenn sie das Y-Chromosomen über 300 Millionen Jahre etwas verkleinert, kommt natürlich keiner. Statt-dessen gibt es haarsträubende Theorien darüber, dass der Mann gleich morgen Früh ausgestorben ist. Ach übrigens, unser Geschlecht hat Symphonien, die Relativitätstheorie, die Pyramiden erschaffen und ist auf dem Mond gelandet. Dafür habe ich gern sechs Jahre weniger Alzheimer.
Christian Schilde, Leipzig

[...]Ich glaube, die Frage stellt sich überhaupt nicht, wer in einer Welt ohne Männer "die Spinnen im Schlafzimmer töten" oder "den Roadster reparieren" würde. Meiner bescheidenen männlichen Meinung nach würde es gar keine Schlafzimmer oder Autos geben, vielmehr würden die Urfrauen immer noch in der afrikanischen Steppe ums Lagerfeuer sitzen und lange, lange Diskussionen über Gott und die Welt führen.
Brono Korenko, Neuried

Einfach erstaunlich, wie Sie es schaffen, von einem 125 000 Jahre in der Zukunft liegenden Ereignis den Bogen zum Jahr 2003 zu schlagen, um zu belegen, dass der "Untergang" des Mannes, wenn nicht schon biologisch, dann aber doch soziologisch bereits in vollem Gange sei. Ihr Artikel malt den Alptraum des entthronten Herrschers an die Wand, dass die Frauen bald gänzlich ohne ihn überleben könnten, welch Schrecken! So ist Ihre Titelfrage, warum es überhaupt Männer gibt, rein theoretisch und schlicht eine Strategie, um Mitleid zu erregen und die "Krise" zu dramatisieren.
Maya Bruss, Kiel

Ich bin gewiss keine Feministin. Aber dieser Artikel ist die geeignete Lektüre, um der zuweilen vom starken Geschlecht zur Schau getragenen Überheblichkeit entgegen zu wirken. Ich habe herzhaft gelacht.
Martina Gerecht, Altenmedingen (Nieders.)

Gesellschaftlich bleibt die Aufgabe, den Interessen und Bedürfnissen beider Geschlechter gerecht zu werden, ohne wie zurzeit einseitig nur das Weibliche zu fördern. Die Natur selbst wird Auswege aus dem weiteren Verfall des Y-Chromosoms finden. Auf das Erfolgsmodell Mann wird sie dabei ganz sicher nicht verzichten.
Andreas van Almsick, Frankfurt am Main

Der Übergang von der biologischen in die technische Evolution ist in vollem Gange – und es wird mit Sicherheit wesentlich weniger als 5000 Generationen dauern, bis der Mensch – egal, ob männlich oder weiblich – sich von seiner sterblichen biologischen Daseinsform verabschiedet hat.
Peter Scharfenstein, Unterlüss (Nieders.)

Als Vater von vier erwachsenen Töchtern verspüre ich überhaupt keine Zukunftsangst. Im Gegenteil: Als noch Überlebender der männlichen Spezies fühlte ich mich schon heute in einer Welt ohne Oberkleriker und diverser Rambo-Regierungschefs erheblich wohler.
Artur Löffler, Aalen (Baden-Württ.)

Unsere Außenministerin wurde von einem Mann ermordet. Es ist allerhöchste Zeit, entweder den Mann, die Macht des Mannes oder das Testosteron endlich von unserem Planeten so schnell wie möglich zu entfernen, Jahrtausende Jahre Männermacht haben unseren Planeten fast total zerstört.
Frank Wiederkehr, Helsingborg (Schweden)

Männer mit fehlerhaften Genen drücken natürlich die Gesamtstatistik nach unten. Der Mann mit gesundem X- und Y-Chromosom repräsentiert jedoch weiterhin das starke Geschlecht. So sind gesunde Männer besser in der Lage, Giftstoffe zu verarbeiten, sie sind körperlich stärker und emotional stabiler. Da der Konkurrenzkampf unter Männern mit harten Bandagen (Imponier-gehabe wie Alkohol, Rauchen, riskantes Verhalten) gekämpft wird, bleiben viele auf der Strecke. Würden Frauen darin einbezogen, wäre ihre Lebenserwartung deutlich niedriger als die der Männer.
Andreas Jaeger, Moers (Nrdrh.-Westf.)

Sie vergessen vollständig, dass aus anthropologischer Sicht das männliche Geschlecht mit der Weitergabe positiver Mutationen über das Y-Chromosom den Entwicklungsfortschritt der Menschheit zum Homo sapiens vom Menschenaffen über den Neandertaler erst ermöglicht hat. Auch Aggressivität, kriminelles Verhalten et cetera resultieren aus der genetischen Dominanz der männlichen Tiere, die für Nahrung, Wildbeute, Verteidigung über zwei Millionen Jahre sorgen mussten, während die weiblichen Tiere ("Frauen") den Nachwuchs betreuten, das Haus hüteten und das mühsam errungene Feuer nicht ausgehen ließen.
Dr. Dieter Theuer, Heidelberg, Universitätsklin., Abt. Molekularbiologie

Das Y-Chromosom "schrumpft" nicht,sondern spezialisiert sich! Esschrumpft so wenig, wie der Menschschrumpft, der Fett abbaut. Das Y-Chromosom ist die großartige Ein- richtung, durch welche die Natur aufdem Weg zum Mann und damit zum Menschen sich selbst überragte und neu orientierte! Im Y-Chromosom durchbricht sie denModus der bloßen Wiederholung, wie diesersich im XX-Format darstellt, um sich Neuemzu widmen. Das Y-Chromosom ist der Umschlagsplatz der menschlichen Evolution.
Michail Savvakis, Frankfurt am Main

Quelle: Spiegel Nr. 39, 2003

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Achim Stößer, 20. Oktober 2003

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